Festvortrag zur 1100-Jahr-Feier der

THEELACHT ZU NORDEN

am 15. September 1984, 20 Uhr,
im "Deutschen Haus" in Norden
gehalten von

Syndicus Rudolf Folkerts

Hochdeutsche Übersetzung


Arfburen, Pelsburen, Koopburen, Hüürburen un all leev Lü!

De THEELACHT TO NÖRDEN hett Jo allmitnanner up vanabend nögt, wieldat se nu all eendusendeenhunnert Jahr besteiht, wat doch säker 'n gooden Grund to fiern is.

Bi so 'n Fier mutt denn ook tominnst 'n bietje van dat vertellt woorn, wat in disse lange Tied bi un mit de Theelacht gebört is. Dat sall ick dohn, hemmen de Theelachters seggt.

Ick will versöken, dat kört un knapp to maken, wenn 't ook neet so heel licht is, elfhunnert Jahr in 'n paar Minüten vörbisuusen to laten, dorto hett de Theelacht denn doch tovööl bilävt. Se hett goode Tieden hatt un schlechte Tieden, dat is mitloopen un dat gaff Tägenstötten, dat gaff Bliedskupp un Verdreet. Man de Theelacht hett 't hento vandaag dörhollen, un dat sall sachs noch mennig Jahrhunnert so blieven: Bi tweedusend Jahr sall denn bisünners düchtig fiert worrn.

De THEELACHT TO NÖRDEN, so is dat in all de Arfburen-Familjes van Urtieden off an hento vandaag van Vader up Söhn wiedervertellt worrn, is mit de groote "Normannenschlacht" togang kamen, de 884 hier in uns Gägend vör sück gahn is, un bi de 10.377 Normannen doothauen worrn sünt.

De Normannen, dat wassen Dänen, Norwegers un Schweden, de van 793 off an 'n paar hunnert Jahr lang dat heele Europa utrowert hemmen. Se kwammen mit Schäpen vull Lü averall dor an Land, wor se meenen, dat se sück wat haalen kunnen sünner to bitahlen. All Vörjahr gung dat los, un erst tägen Winterstied weer 't mähr off minner dahn, denn was sotoräken "Groot Paus'" in Saaken Krieg.

De Normannen wassen naar frech. Wor se sück faststett't harrn, mussen de Inwahners düchtig herholln, mussen Gold un Sülver un anner Goodje offlävern, mussen hooge Stüürn bitahlen un för de Normannen stramme Densten dohn: Se wassen dat, wat 'n in uns Tied 'n "strengen Besatzungsmacht" nömen würr. Lieden mugg hör nümms, - wo sull 't ook woll!

Hier bi uns hemmen de Normannen sück tiedwies nettso fastsett't hatt as haast allerwägens in Europa. Een Treck was in 't Harfst 883 bi Duisburg hangen bläven un harr sück dor de Winter aver verbarrikadeert. In 't Vörjahr 884 sull dat denn na oll Maneer wär losgahn, man ditmal leep dat neet so recht mit. De Kaiser harr in d' Februar 884 up de Reichsdag in Colmar de Biskuppen, Abten un Grafen mit hör Suldaten - un dat wassen neet minn - tägen de Normannen up Padd brocht. Dat hett düchtig hulpen: De Normannen kreegen stadig een up d' Hoot, mussen mennigeen van hör Lü doot liggen laten un up 't Letzt' man wär torügg na Duisburg.

Man dor wassen se nu ook neet mähr säker. De Kaiser sien Lü wassen all sowiet, dat se dat Lager van de Normannen hochnähmen wullen, man de kreegen dat spitz. Bi düster Nacht sünd s' d'r van dör neiht, bloot weg! De Kaiserlichen d'r glieks achteran, man se hemmen bloot noch 102 Normannen to faaten krägen un ook glieks doothauen, de annern wassen all to wiet weg, Richtung Noord. De Sömmer aver hemmen de Normannen sück denn woll in Westfalen un dat hollandse Freesland dörfräten; in d' Harfst 884 kwammen se in uns' Kuntrai, wullen sück hier woll för de Winter versörgen.

Dat leep aberst ook neet mit. Do was de Biskup Rimbert van Brämen nett hier, un de hett de Freeske Landstörm un de van de Sassen binanner haalt, hett beid' düchtig anfüürt un hör mennig goode Rat gäven. Denn hett he up de Nörder Karkhoff so recht van Harten bäd't, dat de Freesen winnen un de Normannen 'n gooden up d' Hoot kriegen sullen.

Van de Tied off an is de Karkhoff grön bläven up de Höcht, wor de Biskup bäd't hett, un de Steen, up de he daalkneet hemmen sall, worrt je nu noch wiest: Wor de Knee'n van de Biskup indrückt wassen, blifft na 'n Rägenschuur Water stahn; dat is good tägen Woorten, de een up Unstä hett, dorum heet de Steen ook "Woortensteen".

Dat Gebett van de Biskup hett hulpen, de Normannen kreegen 'n gooden Pack Hau: In verscheeden "Annalen" - dat sünt oll Jahrbooken van Karken un Klosters, in de alls upschräven is, wat wichtig weer, - steiht, dat 10.377 Normannen to Dood kamen sünt. Nettso worrt dat je ook in de Arfburen-Familjes vertellt, as ick äben all sä. De anner Normannen sünt der van dör neiht, so fell dat man gung, un se hemmen hier nadem keen Faat wär kriegen kunnt..

As dat gebört weer, do hemmen de Inwahners van Nörden un ut de veer Dörpen um Nörden to sück tosamendahn, hemmen de lesde Normannen to 'n Düvel jaggt un sück dat Land torügghaalt, dat de sück vördem unner aneegent harren, in d' Hilgenrieder Bucht van Hagermarsk hento Hark'deep. Van do off an hemmen se dit Land mitnanner un binanner hollen, tägen Averfall van See her säkert un de Anwaß indiekt, hunnerten van Jahren lang, un de Kaiser was dat recht.

Uns Vörollen hemmen sück domals good wat infallen laaten, dat dat Land neet wär verlaaren gahn un ook neet an annern fallen sull. Elk kreeg een ideellen Andeel an dat, wat dat Land offschmieten deh, un disse Andeel is na eegen Gesetzen van de Theelacht in de Arfburen-Familjes wieder verarft worrn hento vandaag.

Well nu Arfbur is, de weet, dat sien Vörollen mit derbi west hemmen, as vör elfhunnert Jahr de Normannen hier 'rutflagen sünd.

Haast all dat, wat domals utklamüstert is, gellt vandaag noch. De Statuten van de Theelacht, dat Theelrecht, de för mennigeen Rechtsgelährten ook nu noch heel wat Bisünners sünd, wassen so good averleggt, dat der so good as nix an 'rumtüdelt worrn muß in all de Jahrhunnerten, de sietdem vergahn sünd. Dor geiht dat um dat Theel-Land, um dat Verhüüren un de Vörrechten van de Arfburen dorbi; dat geiht um de Theelachters, de sülms Arf- off Pelsburen wäsen mutten un up Lävenstied wählt worrn, wat se to dohn hemmen un wo se de Arfburen tägenaver all veer Jahr Räken leggen mutten; dor geiht dat um de Arfburen, dat Verarven un Antasten; dor steiht wat in aver Kooptheelen, Sett-Theelen un noch 'n heel'n Bült mähr.

Sowat söbenhunnert Jahr lang hett de Theelacht in hör eegen Saaken ook alleen dat Seggen hatt. Wor de Theelachters smals neet wieder kunnen, wurrn de ollste Arfburen mit 'ranhaalt, un wat denn beschlaten wurr, dat gull. De Obrigkeit un ook de Kark quädeln der neet tüschen, man beid' mussen doch off un an mal bidaard worrn. Denn kreegen se dörgahnsweg 'n Stück Land, un denn was 't meest wär good. De Kark hett so na un vör 475 Dimmt van dat Theel-Land offkrägen un dat Ostfreeske Grafenhuus sogar 'n paar hunnert Dimmt.

Dorför hemmen de Grafen denn 'n paarmal Extra-Örder gäven, dat de Theelacht keen Schaa lieden dürs un dat 't all na oll Wennst wiedergahn sull: Nümms dürs Theel-Land as eegen Land annähmen; nüms dürs sien Theelen verkoopen, sünner dat de toerst de Theelachters "to de Gemeine Buren Beste" anbaaden wassen; elk, de Theel-Land in Gebruuk harr, un wenn he sülms Arfbur weer, muß ook de Hüür bitahlen, un so wieder.

Man mit Verloop van de Tied bleef dat doch neet ut, dat de Theelacht sück in eegen Saaken an anner hoog Stä'n, an Gerichten in Ostfreesland un sogar in Dütschland wennen muß, um hör Rechten to säkern. 1583 fung dat an, un dat kwamm so:

Een, de in Nörden totrucken weer - Ewo van Jemgum heet he -, harr van 'n Arfbur, de keen Kinner harr, all sien Arftheelen köfft. As de 1583 stürven was, meen Ewo, he was nu ook Arfbur worrn. De Theelachters hemmen hum glieks to verstahn gäven, dat dat neet angahn kunn, um dat Arftheelen na dat Theelrecht bloot in de direkte Blootlinie, dat is van Vader up Söhn, wiedergahn kunnen, un dat fähl hier nu mal. De goode Mann wull dat neet löven, gung na de Fürstelke Cantzley na Auerk un kreeg dor ook - schwuppdiwupp - 'n Bescheed to sien Günsten. Dor gung de Theelacht tägen an. All Arfburen hemmen 1585 de Vullmacht för de Prozeß unnerschräven, de erst vör d' Hoffgericht in Auerk un denn wieder vör dat "Reichskammergericht" in Speyer leep, dat för Ostfreesland tostännig was.

De togereiste Ewo van Jemgum was 1587 all dootgahn. Sien Arven hemmen de Prozeß woll erst noch wiederföhrt, man se kreegen van hör Avkaaten in Speyer Bescheed, dat de Prozeß för hör neet to winnen was: De Statuten van de Theelacht stunen dortägen, un se sullen 't man upgäven. Dat hemmen's denn ook dahn. So is de Theelacht babenbläven, hör Theelrecht was sotoräken "höchtrichterlich anerkannt".

'n anner Mal hett 'n Gericht aver een Stä in de Theelachts-Statuten seggt: "Dat gellt neet mähr". Van oll Tieden her was dat so,

dat een Enkel, de sien Vader vör sien Grootvader verstürben was, neet arven kunn. Dat was all in dat "Germanische Recht" so west, dat dat Arven alltied bloot van Vader up Söhn vör sück gahn kunn, un neet van Opa up Enkel.

Nettso hemmen de Theelachters dat denn ook verklaart, as twee Enkels van 'n Arfbur antasten wullen, de hör Vader vör hör Grootvader verstürben was. De beiden sünt vör Gericht gahn, un se hemmen wunnen, in twee Instanzen. Dat was 1833. De Statuten van de Theelacht sünd erst 1940 ännert worrn, in de Tweede Weltkrieg, as so mennig Söhn vör sien Vader dat Läwen laten muß...

Vör 1583 was dat Theelrecht noch neet in schräven Schrift fasthollen. Dat weer neet nödig, de Theelachters un Arfburn wussen ook so best van Bescheed, wo 't all innanner satt un wat der smals gebören muß. Man vör Gericht willen de Richters un Avkaaten 't all naläsen können, un so muß denn de heele Budel erst mal upschräven worrn, as de Theelacht tägen de Bescheed van de Fürstelke Cantzley angung, mit de Ewo van Jemgum wat togestahn worrn sull, wat abslut neet angahn kunn. Hektor Friderich van Wicht, Doktor van de Juristeree, sülms Arfbur, hett 1584 neet bloot de 28 Artikels van dat Theelrecht upschräven, nä, he hett dorto noch wat anfögt, to Verklaaren, un he hett ook noch heel akkurat upschräven, wo dat mit de Normannen west hett un wo de Theelacht togang kamen is.

Wi sünt naar blied, dat dat domals gebört is, un noch vandaag, veerhunnert Jahr later, dürr wi van Harten Dank seggen an disse Mann, de sien Nam' bi de Theelacht bisünners hoch anschräven is. Van 1620 bit 1624 was he noch Theelachter, un he was ook Drost in Nörden.

Na de oll Statuten van de Theelacht harrn Arfburn bi 't Hüüren van 't Theel-Land Vörrecht vör annern. Mit de Osterhusische Ackoord van 1611 is dat anners worrn: Woll bleef dat noch bi 't Verhüürn, man 't gaff nu keen wesseln mähr, ut de Tiedpacht wurr de Arfpacht. Van de Tied off an kunn 'n Arfbur neet mähr 'n annern Hüürbur van de Plaats offdrieven, as dat vördem was; nu gung 't bloot noch um Geld.

Ruugweg 3000 Goldgulden an Pacht kwamm elker Jahr binnen, 'n heel Stück Geld. Dorvan kreegen de Theelachters, de je genau Book föhren mussen aver Arfburen, Koopburen, Pachtinhaalen un wat der anners noch wäsen mutt, mitnanner 60 Goldgulden, un de Theelbaat, de as "Looper" all Böskuppen för de Theelachters dohn muß - Post as vandaag gaff dat de noch neet -, noch 10 Goldgulden. Dat anner Geld wurr an de Arf- un Koopburen utbitahlt; Unkösten gungen der woll erst off, man de enkelde Andeel broch' doch noch allerhand.

Dick dartig Jahr later harr de Theelacht 'n düchtigen Verlüüs: Twee Theelachters sünt 1645 mit de Theelhüür - de een harr aver dusend, de anner söbenhunnertfieftig Gulden kasseert - der vandör gahn, 'n Schanne wärt! De beiden sünt denn ook gleiks offsett't worrn: Sückse Lü kannst ja neet in Amt un Würden laten!

Dat gaff domals 'n Bült Verdreet, un mennigeen hett sien Arftheel do verköfft. Dorum gifft dat ook sovööl Kooptheelen. Verkoopen kann een Arfbur sien Arftheel, wenn he keen Kinner hett, bloot up Läwenstied, denn is 't dahn. Man hett he Kinner, denn kann he mit

Tostimmen van de Theelachters sien Arftheel up Düürt verkoopen, wenn he in Not kamen is; denn blifft de Theel woll bestahn, aberst nu as Kooptheel.-

De Finanzen hemmen sück mit de Tied wär riegt. De Theelacht gung dat recht good, um dat de Theelhüüren in Goldgulden bitahlt worrn mussen. Ook darum is 1782 prozessert worrn, un de Theelacht hett wunnen. Man 1831 un 1833 - Ostfreesland hör domals to Hannover - kwamm 'n Verör'n, dat all Lasten, de Jahr för Jahr bitahlt worrn mussen - un dat was je bi de Theelhüür so - , up een Schlag wegfallen kunnen, wenn de 25-fache Summ' bitaalt wurr.

De Theelacht hett umsünst versöcht, dorvan free to kamen, un ook de Ostfreeske Landschaft, de up Siet van de Theelacht stunn, kwamm in Hannover neet dör: 't bleef bi 't Offlösen.

So hemmen denn 'n heel'n Rieg Hüürburn dat annahmen, hemmen deep in hör Knippkes gräpen un sück freeköfft. De Theelacht kreeg dordör mitmal 'n heel'n Bült Geld in d' Hand, un dat muß je ook wär anleggt worrn. Sogar 'n bisünner Utschuß is domals insett't worrn, um dat Geld good wär unnertobrengen. Dat meeste wurr in Hyp'theken utlehnt, 'n bietje kwamm up Sparbooken. Um 1910 harr de Theelacht 'n Vermögen van sowat 30.000,-- Goldmark; dorvan laggen bloot nett 750,00 Goldmark up Sparbook.

Solang dat Geld sien Wärt harr, was dat je all up Stä. Man as de Erste Weltkrieg van Nägenteinhunnertveertein/achtein un futt dorna de Inflation van Eenuntwintig hento Dreeuntwintig sück breet maakt harren, do weer 't der her. De Hyp'theken wassen "mit 'n Ei un 'n Appel" torüggbitahlt worrn. Dat Geld was weg, wenn 't ook henn und werdenn mal "wertbeständig" in 'n Buddel Cognak anleggt wurr. As denn in d' Harfst 1923 dat Geld wär fast worrn was, stunnen up de Sparbooken noch knapp tachentig Mark, dat was 't all. De Theelacht, de vördem so riek weer, dat der woll seggt wurr "Ji worrn nochmal 'n Geldinstitut", was tomal "so arm as 'n Karkenmuus".

Keen Geld up de Bank, de Hüüren kwammen neet binnen, - dat was 'n naar schofel Tied! Mähr as tein Jahr hett sück dat hentrucken, bit 't denn doch wär anners wurr.

Hier mutt wär een Nam' nömt worrn: Theelachter Johannes R. Fleeth senior, ook woll "Oll Fleeth" nömt. He hett noit sien Moot verlaaren. Dag un Nacht hett he för de Theelacht sträden, ja, man kann mit Recht seggen, för "sien" Theelacht, denn de hung hum naar an 't Hart. Tosamen mit de anner dree Theelachter - Hinrikus Ufen, Albrecht Ulferts un Ulrich Ulferts -, mit Syndicus Brandenbörg un mit Avkaat Dr. Gieseke hett he 't torechtkrägen, dat de Theelacht, de mennigeen all dootseggen wull, doch wiederläven kunn.

Do muß wär prozesseert worrn, van wägen de "Aufwertung", un dat dürs 'n heel'n Sett Tieds. Erst in de Harfst 1935 kunn in de Theelkamer dat Herdfüer, dat 1921 utgahn was, wär anbött' worrn, erst do harr de Theelacht wär genug fast' Grund unner de Footen. Un wiel de Theelachters, de Arfburn un de Koopburn un ook noch 'n heel'n Rieg anner Lü so blied dorto weern, wurr för de 31. Oktober 1936 'n grooten Fier ansett't. Dorbi is denn ook de 1000-Jahr-Fier nahaalt worrn, de in de tachentiger Jahren van dat verläden Jahrhunnert neet to Stann' kamen was; warum, weet nüms.

Aver de Fier van 1936 is noch lang' Tied proot't worrn. Do was düchtig wat los, un de Zeitungen stunnen der vull van.

Man dat dürs neet lang, un de Tweede Weltkrieg 1939/45 joog 't all wär dörnanner. Wär harr de Theelacht düchtig to lieden: 'n Utgaav kunn der neet mähr ansett't worrn, 't hung all in unsäker Haken. Ook ditmal hett de Theelacht naar Scha läden: Sowat 8.000,00 Reichsmark gungen bi de "Währungsreform" van 1948 verlaaren.

"Oll Fleeth" hett der nochmal wär düchtig achterto säten, un he hett 't je ook ditmal wär torechtkrägen, dat de Theelacht averlävt hett. So is Oll Fleeth för de Theelacht sowat as 'n Denkmal worrn, un sien Andenken worrt bi uns nettso hoch hollen as dat an Hektor Friderich van Wicht.

Man wenn der Namen nömt worrn, mutten ook noch 'n paar annern der her. Dor is erst mal de Königlick-Prüßke Rat Christian Eberhard Wenckebach, de all dat, wat sien Vader, de Hochfürstelke Ostfreeske Landrichter Caspar Wenckebach, un he sülms van 1679 off an as Theelachts-Advokaaten - beid' wassen ook Dokters van de Juristeree - in Theelachts-Saaken unnerfunnen harren, fein upschräven hemmen. Tosamen mit dat Wark van van Wicht hett he dat denn 1759 in Halle drücken laten as "Jus Theelachticum Redivivum"; dat heet sovööl as "Neej dörkäken Theelrecht".

Dit Book, dat 1867 in Nörden nochmal nadrückt wurr, is hento vandaag `n heel wichtigen Unnerlaag bläven för all de'nt, de mit Theelacht un Theelrecht to dohn hemmen. Kannst haast all in nakieken, wat der smals in Theelachts-Saaken vörkamen kann. Dor sünt ook noch 'n heel'n Rieg "Dokumenten" mit offdrückt, de 'n in 't Original, sowiet as se der noch sünt, haast neet mähr anfaaten dürt un noch minner läsen kann. -

Denn is de Schoolmester Jakob Hicken to nömen, de 1805 in Updrag van de Theelachters 'n "Lagerbook" anleggt hett, dat hel kumpleet maakt is. Dor steiht för elker Theel Stück för Stück in, welker Land, wo groot un mit welker Satz to de Theelhüür bitahlen muß. Dat gung van 10 Stüber för schlecht Land aver 15 un 18 Stüber för bäter Land hento 21¬ Stüber för heel good Land, elkmal för 'n Dimt. Un denn hett he ook noch ut de Theelbooken 'rutsöcht, well van 1645 off an dat Land in Hüür hatt harr. Dit Book is reinweg 'n Dokument, un wi mutten de Schoolmester Hicken dankbar wäsen, dat he so goode Arbeit dahn hett.

Nömt worrn mutt denn ook noch de Amtmann Hemmo Suur. He was 'n düchtigen Mann, hett sück heel bisünners för Oll Tieden interesseert un was to sien Tieden dat, wat 'n vandaag woll "Kapazität" nömen deiht. Anfang van de Dartiger Jahren in 't verläden Jahrhunnert gung dat der mal um, dat Theelrecht, dat van Wicht 1584 upschräven harr un dat 1759 in Wenckebach sien Book offdrückt weer, dörtokieken un "moderner" uptoschrieven.

Amtmann Suur sull dat in Updragg van de Theelachters in 't Wark setten, un he hett dat ook dahn. Man as de Theelachters un de Arfburen an 'n 24. September 1835 dat, wat Suur utklamüstert harr, dörackert harren, do hemmen se 't doch all bi 'n Oll'n laten: Dat bleef wieder so, as dat west weer, ruugweg 950 Jahr lang...

Na Suur hett sück ook de Oberamtmann Oldenhove düchtig för de Theelacht insett't, bisünners, as dat um de Offlöseree un um de Corporationsrechten gung, de de Regeern in Hannover de Theelacht neet togestahn wull un ook neet togestahn hett. -

Torügg to uns Tied.

As 1950 Oll Fleeth sien Oogen dicht dahn harr, kunn sien Söhn, jung Hans Fleeth, dat Wark wiederföhrn, in dat he je mähr off minner up- un 'rinwussen weer. Achtein Jahr hett he sien Fliet dahn. 1965, as he up Renten kamen was, wull he noch allerhand in 't Wark setten, vör allen ook Adressen van Arf-, Pels- un Koopburen binanner söken, denn in de Booken stunnen bloot Vör- un Achternamen. Man dat leep hum neet mit: In 't Juni 1968 schleep he in, völs to froh. 'n Sett Tied vörher hett he mi mal in sien Huus an de Knyphusenstraat nögt un mi wat dorvan vertellt, wo dat mit de Theelachts-Saaken so gung. Off he ahnt hett, dat he 't neet mähr lang dörhollen kunn?

Noch in d' Sömmer 1968 wussen de anner dree Theelachters nix bäters, as mi 'rantohaalen; Fleeth harr hör 't woll seggt van mien Visit bi hum. In d' Harfst 1968 wurr ick denn up de Offräkens-Versammeln, de Fleeth noch vörarbeit't man neet mähr dörföhren kunnt harr, as Theelachter un Syndicus insett't: Een mutt nu je mal dat Wark dohn.

Nu, ick hebb 't gern annahmen, harr ick doch all 1921 mit mien Vader in de Theelkamer un van 1960 off an ook in de Utschuß west un so all 'n Bült van de Theelacht kennenlährt. Man ick mutt doch seggen: Harr ick 't all wußt, - ick weet neet, off ick 't annahmen harr.

Tosamen mit de anner Theelachters - Theodor Müller (hento 1974), Gerhard Seeba, Theodor Ulferts un Heiko Campen (van 1975 off an) - is dat Wark denn wiederföhrt worrn. -

De Theelacht hett sück 'n bäten umstellt, is neet mähr so achter dichte Dören as vördem. Mit Tostimmen van de Arfburen is 1969 dormit anfangen worrn, in d' Sömmer, wenn sovööl Lü "ut Dütschland" hierher kamen, um sück to verhaalen, eenmal in d' Wäk de Theelkamer apen to dohn un dor wat aver de Theelacht, hör Statuten un hör Bruukdoom bi Utgaafen, Offräkensversammeln unsowieder to vertellen. Theelachter Heiko Campen un Theelbaat Peter Bojen (siet 1961 in 't Amt un ook all sowat as lebendig Inventar bi uns) hemmen mi düchtig dorbi to Siet stahn.

Dat hett för de Theelacht mit de Jahren ook 'n bietje inbrocht, dit "tweede Been"; denn bloot mit dat "erste Been", de Theelhüür mit sowat dusend Mark in 't Jahr, was neet alltovööl to maken. Nu is dat mögelk worrn, dat Reew in Stann to hollen, dat, wat off is, to ersetten - na d' oll Mod', versteiht sück -, un ook mal wat to koopen.

Hulpen hemmen uns denn noch verscheeden anner Stä'n, de ick hier neet upnömen will, wenn der smals Geld bruukt wurr, so as in 't Vörjahr 1984, as de Theelkamer van Grund up in d' Rieg maakt worrn muß. Dorför segg wi hier nochmal Dank.

Dank seggen dohnt wi aberst ook an de Stadt Nörden, de dat Olle Rathuus ja hören deiht, in de de Theelkamer is, de bloot van de Theelacht allennig bruukt worrn dürt. Wi hemmen 'n heel good Verhältnis to de Stadt Nörden, dat mutt hier mal seggt worrn. De Stadt is ja ook Koopbur bi uns.

Is der an de Theelkamer mal wat to dohn, denn finn' wi bi de Börgmester, de Stadtdirekter un de Schrievers nettso apen Dören as bi de'nt, de 't Wark denn dohn mutten. Dat freit uns heel bisünners. So treck wi doch allmitnanner an datsülvige Enn' Tau, wenn dat dorum geiht, de Theelacht hochtohollen, de nu all elfhunnert Jahr up de Puckel hett un dormit de ollste Familien-Sellskup in heel Europa is.

Wenn wi ook neet mähr so riek sünd an Geld, as dat vör de Erste Weltkrieg mal was, wi sünt doch riek up anner Kant, un dat is nettsovööl wärt: Wi hollen dat hoch, wat wi van uns Vörollen avernahmen hemmen.

Dorbi is 'n heel'n Bült Tradition. Un Tradition to plägen, so hett dat mal 'n Franzos' seggt, heet ja neet, dat der Aschk upbewahrt worrt, nä, dat heet, dat 'n dat Füer an 't gleihen hollt, so, as dat vördem in Doofkätels off bi 't Inraaken (upsparen van gleinig Törf unner Aschk) in de oll Kökenabens ook Mod' was. Wat eendusendeenhunnert Jahr bistahn hett, dat mutt ook wiederhenn togangblieven können.

Dorto mugg ick een Woort upgriepen, dat uns "Oll Theelachter" Fleeth senior 1950 up de Theelkamer seggt hett, 'n paar Maand vör sien Dood:

"Ick hebb bloot noch een Wunsch:

Dat de Theelacht in oll Wies wiederläven mag.

Un wenn uns dör de Weltkriegen dat Inkamen ook minniseert is, so mögen mien Amtsnafolgers sück dübbelt insetten för de Geschicht' un för 't Fasthollen an dat Bruukdoom van de Theelacht.

Dat sünd wi de'nt, de na uns kamen, nettso schüllig, as uns Vörollen."

Datsülvige mugg ick vanabend ook för mi seggen dürn.

Ick bidank mi, dat Ji solang' tohört hemmen.


Hochdeutsche Übersetzung:

Festvortrag zur 1100-Jahr-Feier der

Theelacht zu Norden

am 15. September 1984, 20 Uhr,
im "Deutschen Haus" in Norden
gehalten von

Syndicus Rudolf Folkerts

Erbbauern, Pelsbauern, Kaufbauern, Pachtbauern und alle lieben Leute!

Die Theelacht zu Norden hat Sie allemiteinander auf heute Abend eingeladen, weil nu schon eintausendeinhundert Jahre besteht, was doch sicher ein guter Grund zum feiern ist.

Bei so einer Feier muß dann auch wenigstens ein bißchen davon erzählt werden, was in dieser langen Zeit bei und mit der Theelacht passiert ist. Das soll ich tun, haben die Theelachter gesagt.

Ich will versuchen, das kurz und knapp zu machen, wenn es auch nicht so ganz leicht ist, elfhundert Jahre in ein paar Minuten vorbeifliegen zu lassen, dazu hat die Theelacht denn doch zuviel erlebt. Sie hat gute Zeiten gehabt und schlechte Zeiten, es hat gut geklappt und es gab Schwierikeiten, es gab Freude und Verdruß. Aber die Theelacht hat bis heute durchgehalten, und das soll hoffentlich noch manches Jahrhundert so bleiben: Bei zweitausend Jahren soll dann besonders tüchtig gefeiert werden.

Die Theelacht zu Norden, so ist das in all den Familien der Erbbauern von Urzeiten her bis heute vom Vater auf den Soihn weitererzählt worden, ist mit der großen "Normannenschlacht" entstanden, die 884 hier in unserer Gegend stattgefunden hat und bei der 10.377 Normannen erschlagen worden sind.

Die Normannen, das waren Dänen, Norweger und Schweden, die von 793 an einige hundert Jahre lang das ganze Europa ausgeräubert haben. Sie kamen mit Schiffen voller Leute überall da an Land, wo sie meinten, daß sie sich etwas holen könnten ohne zu bezahlen. In jedem Frühjahr ging das los, und erst zur Winterszeit hin war's mehr oder weniger vorbei, dann war sozusagen "Große Pause" in Sachen Krieg.

Die Normannen waren ungeheuer frech. Wo sie sich festgesetzt hatten, mußten die Einwohner tüchtig herhalten, mußtzen Gold und Silber und andere Wertsachen abliefern, mußten hohe Steuern bezahlen und für die Normannen stramme Dienste tun: Sie waren das. was man in unserer Zeit eine "strenge Besatzungsmacht" nennen würde. Leiden mochte sie niemand, wie sollte das auch wohl sein!

Hier bei uns haben die Normannen sich zeitweise genauso festgesetzt gehabt wie fast überall in Europa. Ein Zug war im Herbst 883 bei Duisburg hängengeblieben und hatte sich dort den Winter über verbarrikadiert. Im Frühjahr 884 sollte es dann nach alter Manier wieder losgehen, aber diesmal klappte das nicht so recht. Der Kaiser hatte im Februar 884 auf dem Reichstag in Colmar die Bischöfe, Äbte und Grafen mit all' ihren Soldaten - und das waren nicht wenige - gegen die Normannen auf den Weg gebracht. Das hat tüchtig geholfen: Die Normannen bekamen ständig einen "auf den Hut", mußten manch einen ihrer Leute tot liegen lassen und zuletzt wieder zurück nach Duisburg.

Aber dort waren sie nun auch nicht mehr sicher. Des Kaisers Leute waren schon soweit, daß sie das Lager der Normannen hochnehmen wollten, aber die hatten das bemerkt. In dunkler Nacht sind sie ausgerissen, bloß weg! Die Kaiserlichen gleich hinter ihnen her, aber sie haben nur noch 102 Normannen zu fassen gekriegt und auch gleich totgeschlagen, die anderen waren schon zu weit weg, Richtung Norden. Den Sommer über haben sie sich dann wohl in Westfalen und im holländischen Friesland durchgefressen; im Herbst 884 kamen sie in unser Gebiet, sie wollten sich hier wohl für den Winter versorgen.

Das klappte aber auch nicht. Damals war der Bischof Rimbert von Bremen gerade hier, und der hat den Friesischen Landsturm und dazu den von Sachsen zusammengeholt, hat beide tüchtig angefeuert und ihnen manchen guten Rat gegeben. Dann hat er auf dem Norder Kirchhof so recht von Herzen gebetet, daß die Friesen gewinnen und die Normannen eine schwere Niederlage einstecken sollten.

Seit dieser Zeit ist der Norder Kirchhof grün geblieben auf der Höhe, wo der Bischof gebetet hat, und der Stein, auf dem er niedergekniet haben soll, wird ja heute noch gezeigt: Wo die Knie des Bischofs eingedrückt waren, bleibt nach einem Regenschauer Wasser stehen; das ist heilkräftig gegen Warzen, die man am falschen Platz hat, daher heißt der Stein auch "Warzenstein".

Das Gebet des Bischofs hat geholfen, die Normannen bekamen eine gute Portion Prügel: In verschiedenen "Annalen" - das sind alte Jahrbücher von Kirchen und Klöstern, in denen alles aufgeschrieben ist, was wichtig war, - steht, daß 10.377 Normannen zu Tode gekommen sind. Ebenso wird das ja auch in den Familien der Erbbauern erzählt, wie ich eben schon sagte. Die anderen Normannen sind ausgerissen, so schnell es nur ging, und sie haben hier nachher festen Fuß wieder fassen können.

Als dies passiert war, da haben die Einwohner von Norden und aus den vier Dörfern um Norden sich zusammengetan, haben die letzten Normannen zum Teufel gejagt und sich das Land zurückgeholt, was diese sich vorher angeeignet hatten, in der Hilgenrieder Bucht zwischen Hagermarsch und Harketief. Von da an haben sie dieses

Land gemeinsam und zusammen behalten, gegen Überfälle von See her gesichert und den Anwachs eingedeicht, hunderte von Jahren lang, und dem Kaiser war recht.

Unsere Vorfahren haben sich damals gut etwas einfallen lassen, damit das Land nicht wieder verloren gehen und auch nicht in andere Hände fallen sollte. Jeder bekam einen ideellen Anteil an dem, was das Land aufbrachte, und dieser Anteil ist nach eigenen Gesetzen der Theelacht in den Erbbauern-Familien weitervererbt worden bis auf den heutigen Tag.

Wer jetzt Erbbauer ist, der weiß, daß seine Vorfahren mit dabei waren, als vor elfhunnert Jahren die Normannen hier hinausgeflogen sind.

Fast alles, was damals ausgeklügelt worden ist, gilt heute noch. Die Satzung unserer Theelacht, das Theelrecht, die für manchen Rechtsgelehrten auch jetzt noch etwas ganz besonderes ist, war so gut überlegt, daß daran so gut wie nichts verändert werden mußte in all den Jahrhunderten, die seither vergangen sind. Da geht es um das Theel-Land, um das Verpachten und die Vorrechte der Erbbauern dabei; es geht um die Theelachter, die selbst Erb- oder Pels- bauern sein müssen und auf Lebenszeit gewählt werden, was sie zu tun haben und wie sie den Erbbauern gegenüber alle vier Jahre Rechnung legen müssen; da geht es um die Erbbauern, das Vererben und das Antasten; da steht etwas drin über Kauftheelen, Sett-Theelen und noch eine ganze Menge mehr.

So etwa siebenhundert Jahre lang hat die Theelacht in ihren eigenen Sachen auch alleine bestimmen können. Wo sich die Theelachter bisweilen nicht ganz sicher waren, wurden die ältesten Erbbauern mit hinzugezogen, und was dann beschlossen wurde, das galt. Die Obrigkeit - und auch die Kirche - redeten nicht dazwischen, aber beide mußten ab und zu einmal beruhigt werden. Dann erhielten sie durchweg ein Stück Land, und dann war es meistens wieder gut. Die Kirche hat so nach und nach 475 Diemat von dem Theel-Land abbekommen, und das Ostfriesische Grafenhaus erhielt auch einige hundert Diemat.

Dafür haben die Grafen denn auch ein paarmal Extra-Anweisung gegeben, daß der Theelacht kein Schaden enstehen dürfe und daß alles nach alter Gewohnheit weitergehen solle: Niemand dürfe Theel-Land als eigenes Land annehmen; niemand dürfe seine Theele verkaufen, ohne daß sie zuerst den Theelachtern "zum besten der Gemeinschaft der Bauern" angeboten worden waren; jeder, der Theel-Land in Gebrauch hatte, und wenn er selbst Erbbauer war, mußte auch die Pacht bezahlen, undsoweiter.

Aber im Laufe der Zeit blieb es doch nicht aus, daß die Theelacht sich in eigenen Sachen an andere hohe Stellen, an Gerichte in Ostfriesland und sogar in Deutschland wenden mußte, um ihre Rechte zu sichern. 1583 fing das an, und das kam so:

Einer, der in Norden zugezogen war - Ewo von Jemgum hieß er -, hatte von einem Erbbauern, der keine Kinder hatte, alle seine Erbanteile gekauft. Als dieser 1583 verstorden war, meinte Ewo, er sei nun auch Erbbauer geworden. Die Theelachter gaben im gleich zu verstehen, daß das nicht möglich sei, weil Erbtheele nach dem

Theelrecht nur in der direkten Blutlinie, also vom Vater auf den Sohn, weitergehen könnten, und das fehlte hier nun einmal. Der gute Mann wollte das nicht glauben, wandte sich an die Fürstliche Cantzley in Aurich und erhielt dort auch - schwuppdiwupp - einen Bescheid zu seinen Gunsten. Dagegen legte die Theelacht Rechtsmittel ein. Alle Erbbauern haben 1585 die Vollmacht für den Prozeß unterschrieben, der zuerst vor dem Hofgericht in Aurich und dann weiter vor dem Reichskammergericht in Speyer stattfand, das für Ostfriesland zuständig war.

Der zugereiste Ewo von Jemgum war 1587 bereits verstorben. Seine Erben haben den Prozeß wohl zunächst noch weiter geführt, aber sie erhielten von ihren Anwälten in Speyer bald Mitteilung, daß er für sie nicht zu gewinnen sei: Die Bestimmungen der Theelacht stünden dem entgegen, und sie sollten nur aufgeben. Das haben sie denn auch getan. So hat die Theelacht obsiegt, ihr Theelrecht war sozusagen "höchstrichterlich anerkannt."

Ein anderes Mal hat ein Gericht über eine Stelle in den Bestimmungen der Theelacht gesagt: "Das gilt nicht mehr". Von alters her war es so, daß ein Enkel, dessen Vater vor seinem Großvater verstorben war, nicht erben konnte. Es war schon im "Germanischen Recht" so gewesen, daß das Erben nur vom Vater auf den Sohn erfolgen konnte und nicht vom Großvater auf den Enkel.

Genauso haben die Theelachter das denn auch erklärt, als zwei Enkel eines Erbbauern antasten wollten, deren Vater vor ihrem Großvater verstorben war. Die beiden sind vor Gericht gezogen und sie haben gewonnen, in zwei Instanzen. Das war 1833. Die Bestimmungen der Theelacht sind erst 1940 geändert worden, im Zweiten Weltkrieg, als so mancher Sohn vor seinem Vater das Leben lassen mußte...

Vor 1583 war das Theelrecht noch nicht schriftlich festgehalten gewesen. Das war nicht nötig, die Theelachter und Erbbauern wußten auch so bestens Bescheid, wie alles zusammenhing und was gegebenenfalls zu geschehen hatte. Aber vor Gericht wollen die Richter und Rechtsanwälte alles nachlesen können, und so mußte denn die ganze Sache erst einmal aufgeschrieben werden, als die Theelacht gegen den Bescheid der Fürstlichen Cantzley Einspruch einlegte, mit dem etwas zugestanden worden war, was durchaus nicht sein konnte. Hector Friderich von Wicht, Doktor der Rechte, selbst Erbbauer, hat 1584 nicht nur die 28 Artikel des Theelrechts aufgeschrieben, nein, er hat dazu noch einiges angefügt, zur Erläuterung, und er hat auch noch ganz genau aufgeschrieben, wie das mit den Normannen gewesen war und wie die Theelacht enstanden ist.

Wir sind überaus froh, daß das damals geschehen ist, und noch heute, vierhundert Jahre später, dürfen wir von Herzen Dank sagen an diesen Mann, dessen Name bei der Theelacht besonders hoch angeschrieben ist. Von 1620 bis 1624 war noch Theelachter, und er war auch Drost in Norden.

Nach den alten Bestimmungen der Theelacht hatten Erbbauern beim Pachten von Theel-Land Vorrecht vor anderen. Mit dem Osterhusischen Akkord von 1611 ist das anders geworden: Wohl blieb es noch bei der Verpachtung, doch gab es kein Wechseln mehr, aus der Zeitpacht wurde die Erbpacht. Von da an konnte ein Erbbauer nicht mehr

einen anderen Pächter von Hof verdrängen, wie das vorher war; jetzt ging es nur noch um Geld.

Rundweg 3000 Goldgulden an Pacht wurden jedes Jahr eingenommen, ein gutes Stück Geld. Davon erhielten die Theelachter, die ja genau Buch führen mußten über Erbbauern, Kaufbauern, Pachteinzug und was sonst noch sein muß, zusammen 60 Goldgulden, und der Theelbote, der als "Läufer" alle Besorgungen für die Theelachter machen mußte - Post wie heute gab es ja noch nicht - noch 10 Goldgulden. Das andere Geld wurde an die Erb- und Kaufbauern ausbezahlt: Unkosten gingen wohl zuerst noch ab, aber der einzelne Anteil brachte doch noch allerhand.

Reichlich dreißig Jahre später erlitt die Theelacht einen großen Verlust: Zwei Theelachter sind 1645 mit der Theel-Pacht - der eine hatte über tausend, der andere siebenhundertundfünfzig Gulden kassiert - durchgebrannt; eine große Schande! Die beiden sind denn auch gleich abgesetzt worden: Solche Leute kann man ja nicht in Amt und Würden lassen!

Das gab damals viel Ärger, und mancher hat seinen Erbanteil dann verkauft. Daher gibt es auch soviele Kauftheele. Verkaufen kann ein Erbbauer seinen Erbanteil, wenn er keine Kinder hat, nur für die Zeit seines Lebens, dann ist's vorbei. Aber wenn er Kinder hat, kann er mit Zustimmung der Theelachter seinen Erbanteil auf Dauer verkaufen, wenn er in Not geraten ist: Dann bleibt der Anteil zwar bestehen, aber nun als Kaufanteil. -

Die Finanzen haben sich im Laufe der Zeit wieder eingerichtet. Der Theelacht ging es recht gut, weil die Theel-Pachten in Goldgulden bezahlt werden mußten. Auch deswegen ist 1782 prozessiert worden, und die Theelacht hat gewonnen. Aber 1831 und 1833 - Ostfriesland gehörte zu Hannover - kam eine Verordnung, daß alle Lasten, die Jahr für Jahr bezahlt werden mußten - und das was ja bei der Theel-Pacht so - mit einem Schlage wegfallen könnten, wenn der 25-fache Jahresbetrag bezahlt würde.

Die Theelacht hat umsonst versucht, davon befreit zu werden, und auch die Ostfriesische Landschaft, die auf Seiten der Theelacht stand, kam in Hannover nicht durch: Es blieb beim Ablösen.

So haben denn eine ganze Anzahl von Pachtbauern das angenommen, haben tief in ihre Geldtaschen gegriffen und sich freigekauft. Die Theelacht erhielt dadurch plötzlich sehr viel Geld in die Hand, und das mußte ja auch wieder angelegt werden. Sogar ein besonderer Ausschuß ist damals eingesetzt worden, um das Geld gut wieder unterzubringen. Das meiste wurde in Hypotheken ausgeliehen, etwas kam auf Sparbücher. Um 1910 hatte die Theelacht ein Vermögen von ungefähr 30.000,00 Goldmark; davon lagen gerade 750,00 Goldmark auf Sparbuch.

Solange das Geld seinen Wert hatte, war das ja alles in Ordnung. Aber als der Erste Weltkrieg von Neuzehnhundertvierzehn/achtzehn und gleich danach die Inflation von Einundzwanzig bis Dreiundzwanzig sich breit gemacht hatten, da war es aus. Die Hypotheken waren "mit einem Ei und einem Apfel" zurückgezahlt worden. Das Geld war weg, wenn es auch hin und wieder einmal "wertbeständig" in einer Flasche Cognac angelegt wurde. Als dann im Herbst 1923 das Geld

wieder festen Wert bekommen hatte, standen in den Sparbüchern noch knapp achtzig Goldmark, das war alles. Die Theelacht, die vorher so reich war, daß wohl gesagt wurde "Ihr werdet noch einmal ein Geldinstitut", war plötzlich "so arm wie eine Kirchenmaus". Kein Geld auf der Bank, die Pachten kamen nicht herein, - das war eine sehr schlechte Zeit! Mehr als zehn Jahre hat es sich hingezogen, bis es dann doch wieder anders wurde.

Hier muß wieder ein Name genannt werden: Theelachter Johannes R. Fleeth senior, auch wohl "Oll Fleeth" (= der alte Fleeth) genannt. Er hat niemals den Mut verloren. Tag und Nacht hat er für die Theelacht gestritten, ja, man kann mit Recht sagen, für "seine" Theelacht, denn diese hing ihm ganz besonders am Herzen. Zusammen mit den anderen drei Theelachtern - Hinrikus Ufen, Albrecht Ulferts und Ulrich Ulferts -, mit Syndicus Brandenburg und mit Rechtsanwalt Dr. Gieseke hat er erreicht, daß die Theelacht, die manch einer schon totsagen wollte, doch weiterleben konnte.

Da mußte wiederum prozessiert werden, wegen der "Aufwertung", und das dauerte sehr lange Zeit. Erst im Herbst 1935 konnte in der Theelkammer das Herdfeuer, das 1921 erloschen war, wieder angezündet werden, erst da hatte die Theelacht wieder genügend festen Boden unter den Füßen. Und weil die Theelachter, die Erbbauern und die Kaufbauern und auch noch eine ganze Reihe andere Leute so froh dazu waren, wurde für den 31. Oktober 1936 eine große Feier angesetzt. Dabei ist denn auch die 1000-Jahr-Feier nachgeholt worden, die in den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts nicht zustandegekommen war; warum, weiß niemand.

Über die Feier von 1936 ist noch lange Zeit gesprochen worden. Da war tüchtig etwas los, und die Zeitungen standen voll davon.

Aber es dauerte nicht lange, und der Zweite Weltkrieg 1939/45 brachte alles wieder durcheinander. Wiederum hatte die Theelacht sehr zu leiden; eine Ausgabe konnte nicht mehr anberaumt werden, es hing alles in unsicheren Haken. Auch diesmal hat die Theelacht sehr erheblichen Schaden erlitten: So etwa 8000,00 Reichsmark gingen bei der "Währungsreform" von 1948 verloren.

Der "Alte Fleeth" hat sich wiederum tüchtig eingesetzt, und er hat es ja auch diesmal wieder geschafft, daß die Theelacht überlebt hat. So ist der "Alte Fleeth" für die Theelacht so etwas wie ein Denkmal geworden, und sein Andenken wird bei uns ebenso in Ehren gehalten wie das an Friderich von Wicht.

Aber wenn Namen genannt werden, müssen es auch noch ein paar andere sein. Da ist zunächst einmal der Königlich-Preußische Rat Christian Eberhard Wenckebach, der all das, was sein Vater, der Hochfürstliche Ostfriesische Landrichter Caspar Wenckebach, und er selbst von 1679 an als "Theelachts-Advokaten" - beide waren auch Doktoren der Rechte - in Theelachts-Angelegenheiten festgestellt hatten, fein aufgeschrieben haben. Zusammen mit dem Werk von von Wicht hat er das 1759 in Halle drucken lassen als "Jus Theelachticum Redivivum", das heißt soviel wie "Neu durchgesehenes Theelrecht".

Dieses Buch, das 1867 in Norden bei von Bloh nochmals nachgedruckt wurde, ist bis heute eine sehr wichtige Unterlage geblieben für

alle, die mit Theelacht und Theelrecht zu tun haben. Darin kann fast alles nachgesehen werden, was jeweils in Theelachtssachen vorkommen kann. Dort sind auch eine ganze Reihe "Dokumente" mit abgedruckt, die man im Original, soweit sie noch vorhanden sind, fast nicht mehr anfassen darf und noch weniger lesen kann.

Dann ist der Schullehrer Jakob Hicken zu nennen, der 1805 im Auftrage der Theelachter ein "Lagerbuch" angelegt hat, das ganz ausgezeichnet gemacht ist. Darin steht für jeden Theel Stück für Stück, welches Land, wie groß und mit welchem Hebesatz zur Theel- Pacht bezahlen mußte. Das ging von 10 Stüber für schlechtes Land über 15 und 18 Stüber für besseres Land bis zu 21¬ Stüber für sehr gutes Land, jeweils für ein Diemat. Und dann hat er auch noch aus den Theelbüchern herausgesucht, wer von 1645 an das Land in Pacht gehabt hatte. Dieses Buch ist geradezu ein Dokument, und wir müssen dem Schulmeister und Erbbauern Hicken dankbar sein, daß er sogute Arbeit geleistet hat.

Genannt werden muß dann auch noch der Amtmann Suur. Er war ein tüchtiger Mann, hat sich ganz besonders für alte Zeiten interessiert und war zu seiner Zeit das, was man heute wohl "Kapazität" zu nennen pflegt. Anfang der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts ging es einmal darum. das Theelrecht, das von Wicht 1584 aufgeschrieben hatte und das 1759 in Wenckebach's Buch abgedruckt war, durchzusehen und "moderner" aufzuschreiben.

Amtmann Suur sollte das im Auftrage der Theelachter durchführen, und er hat es auch getan. Aber als die Theelachter und Erbbauern am 24. September 1835 das, was Suur ausgearbeitet hatte, durchgearbeitet hatten, da haben sie doch alles beim Alten gelassen: Es blieb weiter so, wie es gewesen war, rundweg 950 Jahre lang...

Nach Suur hat sich auch der Oberamtmann Oldenhove tüchtig für die Theelacht eingesetzt, besonders, als es um die Ablösungen und um die Corporationsrechte ging, die die Regierung in Hannover der Theelacht nicht zugestehen wollte und auch nicht zugestanden hat.-

Zurück in unsere Zeit.

Als 1950 der "Alte Fleeth" seine Augen geschlossen hatte, konnte sein Sohn, der junge Hans Fleeth, das Werk weiterführen, in dem er ja mehr oder weniger auf- und hineingewachsen war. Achtzehn Jahre hat er seine Pflicht getan. Als er 1965 Rentner geworden war, wollte er noch allerhand ausrichten, vor allem auch Anschriften van Erb-, Pels- und Kaufbauern zusammensuchen, denn in den Büchern standen nur Vor- und Zunamen. Aber das gelang ihm nicht: Im Juni 1968 entschlief er, viel zu früh. Einige Zeit vorher hatte er mich einmal in sein Haus an der Knyphausenstraße eingeladen und mir etwas davon erzählt, wie es sich mit den Theelachts-Sachen verhielt. Ob er geahnt hat, daß er nicht mehr lange leben würde?

Noch im Sommer 1968 wußten die anderen drei Theelachter nichts Besseres, als mich heranzuholen; Fleeth hatte hatte ihnen wohl von meinem Besuch bei ihm erzählt. Im Herbst 1968 wurde ich dann auf der Abrechnungsversammlung, die Fleeth noch vorbereitet hatte aber nicht mehr durchführen konnte , als Theelachter und Syndicus eingesetzt: Einer muß ja nun einmal die Arbeit tun.

Nun, ich habe das gern angenommen, war ich doch schon 1921 mit meinem Vater in der Theelkammer und seit 1960 Mitglied des Ausschusses gewesen und hatte so schon vieles von der Theelacht kennengelernt. Aber ich muß doch sagen: Wenn ich alles gewußt hätte, ich weiß nicht, ob ich es angenommen hätte.

Zusammen mit den anderen Theelachtern - Theodor Müller (bis 1974), Gerhard Seeba, Theodor Ulferts und Heiko Campen (seit 1975) - ist die Arbeit dann fortgeführt worden. -

Die Theelacht hat sich ein wenig umgestellt, ist nicht mehr so hinter geschlossenen Türen wie vorher. Mit Zustimmung der Erbbauern ist 1969 damit begonnen worden, im Sommer, wenn soviele Leute "aus Deutschland" hierher kommen, um sich zu erholen, einmal wöchentlich die Theelkammer zu öffnen und dort etwas über die Theelacht, ihre Bestimmungen und das Brauchtum bei Ausgaben, Abrechnungsversammlungen undsoweiter zu erzählen. Theelachter Heiko Campen und Theelbote Peter Bojen (seit 1961 im Amt und auch schon so etwas wie "lebendiges Inventar" bei uns) haben mir dabei tüchtig zur Seite gestanden.

Das hat für die Theelacht im Laufe der Jahre auch etwas eingebracht, dieses "Zweite Bein": denn nur mit dem "Ersten Bein", der Theel-Pacht mit etwa tausend Mark im Jahr, war nicht allzuviel zu machen. Nun ist es möglich geworden, das Inventar instandzuhalten, das, was abgenutzt ist, zu ersetzen - nach altem Vorbild, versteht sich - und auch einmal etwas zu kaufen.

Geholfen haben uns dann noch verschiedene andere Stellen, die ich hier nicht nennen will, wenn gelegentlich etwas mehr Geld benötigt wurde, so wie im Frühjahr 1984, als die Theelkammer von Grund auf instandgesetzt werden mußte. Dafür sagen wir hier nochmals Dank.

Dank sagen wir aber auch der Stadt Norden, der das Alte Rathaus ja gehört, in dem sich die Theelkammer befindet, die nur von der Theelacht alleine genutzt werden darf. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zur Stadt Norden, das muß hier einmal gesagt werden. Die Stadt ist ja auch Kaufbauer bei uns.

Ist an der Theelkammer einmal etwas zu tun, so finden wir beim Bürgermeister, dem Stadtdirektor und den Schreibern ebenso offene Türen wie bei denen, die die Arbeit dann tun müssen. Das freut uns ganz besonders. So ziehen wir doch allemiteinander an demselben Strang, wenn es darum geht, die Theelacht hochzuhalten, die nun schon elfhundert Jahre auf dem Buckel hat und damit die älteste Familien-Gesellschaft in ganz Europa ist.

Wenn wir auch nicht mehr so reich an Geld sind, wie das vor dem Ersten Weltkrieg einmal war, wir sind doch reich auf einer anderen Seite, und das ist ebensoviel wert: Wir halten das hoch, was wir von unseren Vorfahren übernommen haben.

Dabei ist eine ganze Menge Tradition. Und Tradition zu pflegen, so hat das einmal ein Franzose gesagt, heißt ja nicht, daß Asche aufbewahrt wird, nein, das heißt, daß man das Feuer am glühen hält, so, wie das früher in "Doofkesseln" oder beim "Einraken" (aufheben von glühendem Torf unter Asche) in den alten Küchenöfen auch gebräuchlich war. Was eintausendeinhundert Jahre bestanden hat, das muß auch weiterhin bestehen können.

Dazu möchte ich ein Wort aufgreifen, das unser "Alter Theelachter" Fleeth senior 1950 in der Theelkammer gesagt hat, ein paar Monate vor seinem Tode:

"Ich habe nur noch einen Wunsch: Daß die Theelacht in alter Weise weiterleben mag.

Und wenn uns infolge der Weltkriege das Einkommen auch vermindert ist, so mögen meine Amtsnachfolger sich doppelt einsetzen für die Geschichte und für das Festhalten am Brauchtum der Theelacht.

Das sind wir denen, die nach uns kommen, ebenso schuldig wie unseren Vorfahren."

Dasselbe möchte ich heute abend auch für mich sagen dürfen.

Ich bedanke mich, daß Sie solange zugehört haben.